Tageskilometer: 99,05 Km
Tageshöhenmeter: 959 Hm
Gesamtkilometer: 220,90 Km
Gesamthöhenmeter: 2.380 Hm
Gesamtkilometer Schiff: 47,60 Km
Gestern Abend meinte ich, mir noch ein bisschen Zuhause besorgen zu müssen und habe über mein Tablet etwas ferngesehen. Nach einer halben Stunde habe ich aufgegeben und gut geschlafen. Als ich in der Früh aufwache, fühle ich mich dennoch müde und sehe im Spiegel, dass ich Augenringe habe - kein Wunder nach den letzten Tagen.
In der Nacht hat es etwas geregnet. Ich mache mich und das Gespann reisefertig. Dann gehe ich noch zum Frühstücken. Es gibt 2 Tassen Kaffee, Semmel mit Salami und Käse, eine Waffel mit Marmelade und ein bisschen Müsli.
Der Wetterbericht sagt nachlassende Regenwahrscheinlichkeit und ca. 10-12o C voraus. Ich entscheide ich mich für Regenjacke und Regenhose. Ich hoffe, dass die Sattelstütze endlich hält.
Kleiner Tipp, falls es Euch noch nicht aufgefallen ist: Wenn Ihr die Bilder anklickt, werden diese zur besseren Ansicht vergrößert.
Um kurz nach halb neun radle ich los und es geht gleich mal knapp 300 Meter bergauf; eigentlich logisch, wenn man von Meereshöhe aus startet und ins Landesinnere fährt. Das Wetter ist gar nicht so schlecht, ab und zu lugt sogar der blaue Himmel durch. Die Straßen sind oft unendlich lange Geraden, deren Ende man nicht sehen kann, weil es ständig bergauf und -ab geht. Ich fahre um Fluß Altaelv stromaufwärts. Der Fluss ist ziemlich schnell unterwegs und durch sein steiniges Flussbett kräuseln sich Wellen und ich kann auch mächtige Strudel sehen.
Ich bin ca. 30 Kilometer unterwegs und bekomme langsam Vertrauen, dass die Sattelstütze das tut, was sie soll - einfach oben bleiben.
Die Region bleibt bis zum Ende des Etappenziels noch weniger bevölkert als gestern; ab und zu einmal eine einzelne Hütte. Ich sehe zwei Schneehasen über die Straße laufen und später überquert tatsächlich ein Rentier gemütlich die Straße. Bis ich meine Kamera parat habe, ist es zu spät.
Nach 45 Kilometern mache ich eine Pause. Es gibt einen Riegel.
Nach der Pause verändert sich schlagartig das Wetter. Schwere Wolken liegen fast auf dem Land auf. Es wird immer kälter und ungemütlicher. Das Ufer des Flusses Altaelv säumt jetzt auf einmal 1 bis 2 Meter hoch Schnee. Es beginnt recht stark zu regnen und die Temperatur stürzt auf 6o C ab. Die Sicht beträgt teilweise nur noch ca. 100 Meter. Naja, Karl Valentin hat einmal gesagt: "Liabe so a Weda, ois gar koa Weda."
Die Regenjacke und -hose hatte ich ja schon beim Start angezogen. Jetzt stülpe ich noch meine neongelben Regenschuhe über. Die Füße müssen unbedingt trocken bleiben.
Ich habe noch ca. 50 Kilometer vor mir und radle einfach dahin, und das Navi zählt die Kilometer schöne brav runter.
An dieser Stelle muss ich mal die meisten Autofahrer, vor allem die Norweger, aber auch viele andere loben. Sie fahren beim Überholen komplett auf die andere Fahrbahn, was einem auf dem Fahrrad ein angenehmes Gefühl von Sicherheit gibt. Neben den meisten gibt es aber auch Ausnahmen; so heute zwei Autobusse mit oberbayrischem Kennzeichen. Ich erschaffe mal zwei virtuelle Busfahrer: Franz und Sepp, ca. 55 Jahre alt, Bierbauch, daheim sind retten sie gerne mit ihren Stammtischbrüdern bei 6-12 Halben Bier die Welt. Die Straße ist schnurgerade, und weit und breit ist kein Gegenverkehr sichtbar. Aber diese zwei Hornochsen müssen mit hohem Tempo ca. 30 cm an mir vorbeibrausen.
Aber ich habe auch genug Grund, dankbar zu sein! Die Sattelstütze hat jetzt mein volles Vertrauen. Klaus, der Hausmeister in Olderfjord wird von mir für den gestrigen Tag zum "Man of the day" gekürt.
Und gleich geht's weiter mit meiner Dankbarkeit: Zuallererst danke ich Herrn Prof. Friess und seinem Ärzte- und Pflegeteam. Ohne ihre hervorragende Behandlung würde ich mir heute die Radieserln von unten anschauen. So radle ich fröhlich durch Lappland und denke gerade an die vielen Menschen, die gerade im Krankenhaus liegen. Also, Herzlichen Dank für alles!
Keine Angst, ich dosiere meine Dankbarkeit. Ihr sollt schließlich alle weiter in meinem Blog lesen. Und irgendwann bist bestimmt du dann dran. Also, schön den Blog weiterverfolgen!
Ich komme um 13:10 Uhr in Solvang auf dem Campingplatz an. An der Rezeption steht ein Schild, dass die von 14-21 Uhr geöffnet ist. Ich rufe die darunter stehende Telefonnummer an und höre ein Telefon im inneren des Hauses läuten. Eine Frau geht hin, und ich sage ihr, dass ich gebucht habe und schon da bin. Sie meint, ich müsse trotzdem bis 14:00 Uhr warten. Ich warte fröstelnd eine dreiviertel Stunde ab. Dann kommt eine sehr freundliche Thailänderin, die mir meine Hütte zuweist.
Wie im Wilden Westen versorge ich zuerst einmal mein Pferd. Ich nehme die Akkus aus dem Fahrrad und lade diese nacheinander in der Hütte, nachdem es außerhalb keine Steckdose gibt.
Zuerst heize ich ein, dann hänge ich meine Sachen zum Trocknen auf und gönne ich mir eine warme Dusche. Jetzt wird's gemütlich.
Ich kaufe mir an der Rezeption zwei Tüten Bolognese-Fertiggericht zum stolzen Preis von 26 Euro. Einen Supermarkt oder etwas Ähnliches gibt es weit und breit nicht.
Mit heißem Wasser aufgegossen, 10 Minuten stehen lassen und schon hat man ein kalorienreiches Gericht. Es schmeckt nach Bolognese, doch es gibt Besseres. Aber heute ist ja nicht aller Tage Abend!
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