Tag 5 (05.06.2022): Von Solvang nach Masi

Tageskilometer: 80,49 Km

Tageshöhenmeter: 803 Hm

Gesamtkilometer: 301,39 Km

Gesamthöhenmeter: 3.183 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 47,60 Km

 

In der Nacht hat es wieder etwas geregnet. Ich schalte als erstes an meinem Tablet das Internetradio ein. Bayern 1 bringt etwas Heimat in die Bude. Zum Frühstück ziehe ich mir meine letzte Tüte Bolognese rein und zur Abrundung einen Schokoriegel. Ich habe schon besser gefrühstückt. Aber vor dem Fahren muss ich unbedingt was essen.

 

Der Himmel ist wolkenverhangen und es nieselt leicht. Also ziehe ich die komplette Regengarnitur an. Und weil es mir auch ziemlich kalt vorkommt ziehe ich ein zusätzliches dünnes Fahrradtrikot an.

 

Ich radle los und in die Richtung, in die ich fahre, zeigen sich erste blaue Stellen am Himmel, die immer mehr werden. Das hebt die Stimmung ungemein.

 

Es begegnen mir seit dem ersten Tag immer wieder Motorräder, Wohnmobile und ab und zu ein schwerer LKW. Je weiter ich nach Süden komme, umso mehr werden es. Die Motorradfahrer zeigen mir oft ihren Gruß, aus den Wohnmobilen und den Brummis heraus winken die Menschen freundlich - wie schön. Ich winke freudig zurück.

Das Wetter wird immer besser. Ich fahre durch ein paar Neubau-Vororte von Alta. Die Häuser sind schick und die neue Modefarbe ist strahlendes Weiß.

 

Das Navi führt mich ein paar Kilometer über eine geteerte Forststraße durch den Wald. Als ich wieder auf der Hauptstraße, der E45, lande, zieht sich diese wie ein Strich kilometerlang schnurgerade dahin. Links und rechts breiten sich unendliche Kiefernwälder aus.

 

Ich bin dankbar, dass die Sonne so schön scheint. Mein Smartphone bimmelt. Es ist Punkt 9:00 Uhr und meine Frau teilt mir mit, dass sie auf ihrem Hurtigruten-Schiff in 3 Minuten den Polarkreis nach Süden überqueren wird. Bei mir wird's noch etwas länger dauern.

 


Ich fahre auf der E45 entlang am Fluss Altaelv, der später flussaufwärts zum Mázejohka wird. Während ich dahinfahre ändert sich das Flussbild immer wieder. Mal ist er ein reißendes Wildwasser, dann wieder ein ganz still dahinfließendes Gewässer oder ein lebhafter schnell fließender Fluss, in dem sich die Wellen an den Steinen im Flussbett kräuseln.

Ich mache nach zwei Stunden eine "Riegel-Pause". Die Beine sind schwer, nachdem die letzten Tage ziemlich schwierig waren. Aber nach 10 Minuten geht's wieder ganz gut weiter.

 

Zwischenzeitlich verwandelt sich der Fluss auch mal in ein weitläufiges, fast stehendes Gewässer, an dem kleine Hütten stehen. Die Wasseroberfläche ist zum größten Teil noch mit Eis bedeckt.

 


Die Straße schlängelt sich dahin, es geht fröhlich bergauf und bergab. Nachdem ich von ca. 2 Stunden die Vororte von Alta verlassen habe, kam keine Ortschaft mehr. Ich fahre wieder durch die Einsamkeit. Weite Wälder säumen den Straßenrand, hin und wieder mal eine kleine Hütte mit einem Schneemobil davor, dass wohl auf den nächsten Winter wartet.

 

Plötzlich liegt links unterhalb ein blitz-sauberer Campingplatz mit weißen Hütten und Wohnwägen. Ich weiß noch nicht warum, aber hier machen die Norweger Urlaub.


Nach 80 Kilometern mehr oder weniger Wildnis pur komme ich um 11:45 Uhr in Masi an und folge dem Schild zum Turistsenter. Nachdem in Norwegen auch Pfingsten gefeiert wird, ist Pfingstsonntag und -montag alles dicht. Am Schild des Turistsenter steht eine Telefonnummer und ich rufe dort in der Hoffnung an, dass ich ein Zimmer bekommen werde. Eine Dame meldet sich und wir merken schnell, dass wir sprachlich nicht zusammenkommen. Sie spricht nämlich kein Englisch. Irgendwie bekomme ich es aber hin, ihr zu erklären, dass ich eine Hytter für eine Nacht brauche, und ich meine, verstanden zu haben, dass sie kommt.

 

Tatsächlich kommt nach 10 Minuten eine ältere Dame mit ihrem Auto angefahren und ab jetzt verstehen wir uns. Es geht ja schließlich um meine und somit die Grundbedürfnisse aller Menschen; Unterkunft, Duschen, Essen und Trinken. Das mit der Unterkunft ist schnell geklärt. Ich bekomme Hytter 10; 2 Betten, Kühlschrank, Kochplatte, Stromanschlüsse und ganz wichtig - Elektroheizung. Der Wasseranschluß für Trinkwasser befindet sich 30 Meter von meiner Hytter entfernt am Hauptgebäude des Turistsenters.

 

Zum Duschen geht's über eine malerische Brücke zum Bade- und Saunahaus. Die ist allerdings wegen des Feiertags aus. Und bei dem Schlüsseldesign für das Badehaus macht Duschen und Rasieren gleich doppelt viel Spaß😜.


Wegen des Feiertags gibt's natürlich auch nichts zum Essen im Turistsenter und ich greife mal wieder auf meine Outdoornahrung zurück. Es gibt Kartoffeltopf mit Rindfleisch. Ich gehe schwer davon aus, dass ich in zwei Tagen bei meinem ersten Zwischenstopp etwas Ordentliches zwischen die Zähne bekomme! Die ältere Dame bietet mir noch Bier an und ich entschließe mich, zur Feier des Tages zwei zum sagenhaften Preis von 17,80 Euro mitzunehmen (Hoffentlich liest das kein Wiesnwirt.). Refreshengly Norwegian ARCTIC Beer von Mack: Laut Beschreibung ein Beer, Bier, Birra, Cerveza, Starköl mit 4,5% vol. in der handlichen 500ml-Dose😜. Es ist einfach ein Lager, schmeckt aber ganz ordentlich.

In den letzten Tagen haben mich schon einige Nachrichten mit positiven Rückmeldungen und vor allem lieben Wünschen erreicht. Heute Morgen erreicht mich eine eMail einer Frau, die, so schreibt sie, selbst Patientin bei Herrn Prof. Friess war. Weiter drückt die Dame mir ihren Respekt wegen meines Vorhabens aus und wünscht mir alles Gute.

 

Egal wer auch immer mir eine Nachricht schickt, ich freue mich über jede sehr. Das Wichtigste für mich bei dieser Tour ist es, gesund zu bleiben und gesund wieder daheim anzukommen. Eure Nachrichten geben mir auf alle Fälle immer wieder Kraft, Auftrieb und Freude, diese Tour zu machen.

 

HERZLICHEN DANK AN EUCH ALLE!!!

Und jetzt mein ganz spezieller Dank an meine Frau, ohne die diese Tour nicht möglich gewesen wäre.

 

Meine Frau war und ist immer mit Rat und Tat zur Stelle, sie hat das Projekt mit all ihrer Kraft unterstützt und tut das auch jetzt noch, sie hat mich ermuntert, wenn es mal nicht so gut lief und sie hat den Transport des Fahrrads und des Anhängers organisiert. Daran bin ich schier verzweifelt.

 

Meine Frau hat auf sehr vieles verzichtet, wie z. B. wegen Corona den Kontakt zu Freunden, um die Tour nicht zu gefährden oder auf gemeinsame Freizeit, wenn ich irgendetwas für die Tour zu erledigen hatte; Training, Website, etc..

 

Und meine Frau hat mir ins Gewissen geredet, dass ich in jedem Fall gesund bleiben muss und auch wieder gesund heimkommen muss, nachdem ich jemand bin, der so etwas gerne mal übersieht.

 

Daher liebe Susanne gehört dir an dieser Stelle mein ganz besonderer Danke!

 

Ich liebe dich!

 

Dein Wolfgang

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Kommentare: 9
  • #1

    Dieter (Sonntag, 05 Juni 2022 16:46)

    Servus Wolfgang

    Hut ab vor Dir und Deiner Tour. Das Alkohol in Nordischen Ländern teuer ist war mir klar, aber das "einfaches Essen" auch seinen Preis kostet war mir so nicht bewusst. Freue mich über jeden neuen Bericht von Dir.

    Viele Grüße
    Dieter

  • #2

    Janine (Sonntag, 05 Juni 2022 17:41)

    Toll Wolfgang, wir sind weiterhin bei dir und wünschen weiterhin gute Fahrt und bald auch was ordentliches zu essen....

  • #3

    Janine (Sonntag, 05 Juni 2022 18:15)

    Und hoffentlich hält die Schraube!!!!

  • #4

    Inge Murr (Sonntag, 05 Juni 2022 18:42)

    Was für ein Abenteuer!!! ... und du hast schon gezeigt, dass du allen Widrigkeiten trotzen kannst!
    Sagenhaft, Wolfgang! Bleib dabei!
    Inge & Mike

  • #5

    Birgit (Sonntag, 05 Juni 2022 18:51)

    Liebe Wolfgang, wie schön zu lesen, dass du heute nach all den Widrigkeiten der letzten Tage einen reibungslosen Reiseabschnitt hattest. Obwohl, kulinarisch ist das ganze wohl noch ausbaufähig ;-)
    Ich drücke auch ganz fest die Daumen, dass die Schraube an der Sattelstütze hält!
    Es ist super, dass du täglich einen Blogeintrag schreibst und total spannend das zu lesen. Vielen Dank dafür, dass wir so an deiner großartigen Tour teilhaben können. Vielen Dank auch für die tollen Bilder.
    Ich wünsche dir alles, alles Gute für deine Reise, einen reibungslosen Ablauf und viele herrliche Erlebnisse und Eindrücke.

  • #6

    Rob (Sonntag, 05 Juni 2022 20:31)

    Hey Wolfi, ich freue mich deinen Blog lesen zu können und deine abenteuer verfolgen zu können. Es ist toll was du machst, ich finde es mega wie ihr euch beide unterstützt. Wünsche dir viel spass auf der Tour im hohen Norden, hier ist grad Sommer mit Hitze und gewittern. Geniess es mein Bester und pass auf dich auf!

    liebe grüsse aus Regensburg bzw Landsberg am Lech. Rob und Astrid.

  • #7

    Kati & Tobi (Montag, 06 Juni 2022 12:22)

    Lieber Wolfgang.
    Das sind tolle Fotos und tolle Berichte UND eine wunderschöne Liebeserklärung an Susanne!

    Wir denken an dich uns schicken dir all die Kraft, die du brauchst!

    Komm gesund wieder!

    Liebe Grüße von uns 4!

  • #8

    Meike (Montag, 06 Juni 2022 13:43)

    Unglaublich schöne Bilder, die Du da mit uns teilst. Ich erinnere mich, dass mich ein Fjord in Norwegen einmal zu Tränen gerührt hat, das haben die bayerischen Berge bisher nicht geschafft, aber die sind ja teils überbevölkert….. das Getränke in Norwegen teuer sind, war mir bekannt, aber dass die Ernährung so eine Herausforderung …….. aber das wird nun besser, je mehr Du gen Süden kommst :-)
    Mit Susanne als back-up kann Dir jedenfalls nichts passieren

    LG
    Meike

  • #9

    Wolfi (Montag, 06 Juni 2022 16:31)

    Hallo ihr Lieben,
    vielen Dank dass ihr so zahlreich meinen Blog verfolgt und mir so toll schreibt. Das gibt Kraft und Mut.
    Liebe Grüße
    Wolfi