Tageskilometer: 65,73 Km
Tageshöhenmeter: 369 Hm
Gesamtkilometer: 1.279,87 Km
Gesamthöhenmeter: 9.054 Hm
Gesamtkilometer Schiff: 47,60 Km
Der junge Tag empfängt mich schon um 0:15 Uhr mit wolkenfreiem Himmel und warmen Sonnenstrahlen hinter dem Horizont.
Frühstück gibt's unten in einer Mixed Zone. Das Hotel, ein Restaurant, ein Blumenladen und eine Bibliothek teilen sich das Erdgeschoß. Das Frühstück besteht aus nichts Außergewöhnlichem. O.K., ein Waffeleisen zur Selbstbedienung steht da. Und wenn es schon mal dasteht, mache ich mir auch eine leckere Waffel mit Marmelade.
Nach und nach hole ich aus meinem Zimmer im 6. Stock meine Wasserflaschen, meine Akkus, meine Lenkertasche und meine Packtasche. Bevor ich die Packtasche in den Anhänger hieve, befreie ich diesen erstmal vom in der Zwischenzeit angetrockneten Dreck. Das ist jede Menge. Nachdem ich dem Frieden nicht traue, packe ich meinen Beutel mit den Regenklamotten griffbereit auf den Packsack - Vorsicht ist die Mutter des Fahrradfahrers🌦!
Dann checke ich beim freundlichen elektronischen Rezeptionisten aus. Er fordert mich auf, meine hölzerne Zimmerkarte auf den Scanner zu legen, was ich tue. Nachdem für ihn der Auscheckvorgang erledigt ist, bittet er mich noch, die Zimmerkarte wieder in die Box zu geben, aus der ich mir gestern eine zum Codieren genommen habe. Die Karten werden also ohne irgendwelche Reinigung von einem Gast zum anderen weitergegeben. Das gibt einen ordentlichen Abzug bei der Bewertung des Hightechbunkers👎! Zum Schluss wünscht mir der elektronische Rezeptionist noch einen schönen Tag, ich ihm nicht😝.
Nach ein paar Minuten überquere ich die Brücke des Flusses Umeå äve, der immer breiter und breiter wird und weiter südlich in den Bottnischen Meerbusen, den nordöstlichsten Ausläufer der Ostsee, mündet. Bald bin ich aus der Stadt und wieder auf meinen geliebten einsamen Landstraßen unterwegs. Während die Finnen das Rallyefahrern ja lieber im Wald trainieren, scheinen die Schweden die Straßen zu bevorzugen. Immer wieder stoße ich auf Bremsspuren der verschiedensten Muster; mal langgezogene Schlangen oder an Kreuzungen mal ordentliche Burnout-Kringel, dass es für die Reifenindustrie die wahre Freude sein muss. Västerbottens län ist seit dem Beginn meiner Reise die Provinz, die für mich am wenigsten Aufregendes bietet, mal ein Fluss mit Findlingen drin....
... mal ewig lange Landstraßen mit Mischwäldern oder schönen Blumen am Wegesrand. Seen und Flüsse sind eh immer wieder obligatorisch. Während ich so dahin radle, hoffe ich inständig, dass ich heute nach meiner Ankunft das Gespann einigermaßen sauber machen kann, und dann will ich mich doch nochmal bei den Mitarbeitern des Premium-Fahrradherstellers melden, ob bei ihnen alles klar ist. Von denen meldet sich keiner, und der Chip meldet jetzt den 9. Tag hintereinander keine Positionsveränderung des Fahrrads.
Nach der Ankunft am Campingplatz Nordmaling, der übrigens fest in Amazonen-Händen ist (Ich habe keinen einzigen männlichen Mitarbeiter entdeckt.), bekomme ich ein paar nützliche Informationen, unter anderem, dass meine Hütte noch nicht bezugsfertig ist. Das Wetter hat übrigens den ganzen Tag gehalten und so ist das für mich kein Problem. Ich stelle mein Gepäck schon mal vor der Hütte ab und fahre dann mit dem Gespann auf der Anlage rum. Ziel: Na klar, ein Wasseranschluß mit Gartenschlauch. Den finde ich aber leider nicht.
Dann kommt die freundliche Rezeptionistin und drückt mir mit einem Lächeln den Schlüssel für meine Hütte persönlich in die Hand. So geht's auch und ist mir viel lieber. Dieses Mal hat die Glücksfee Stuga 3 für mich ausgewählt; Stuga = größere Hütte/Ferienhaus. 4 Stockbetten, komplette Küche, Bad mit Waschmaschine und Wäschetrockner. Kleiner geht's nicht. Ich stelle das Gespann vor die Stuga und hole mir aus dem Bad wohltemperiertes Wasser, eine Bürste und einen Putzlappen. Dann bringe ich das Fahrrad und den Anhänger wieder in einen Zustand, den man halbwegs sauber nenne kann. Bis zu meiner Heimkehr werde ich das auch nicht besser hinbekommen. Aber ich bin wieder ganz zufrieden. Etwas Schmiere muss an der einen oder anderen Stelle noch ran, weil es heute schon teilweise geknarzt und gequietscht hat wegen des Sandes.
Danach stelle ich das Gespann auf die Terrasse meiner Stuga. Das habe ich mir bei Pippi Langstrumpf abgeschaut, die ihren Kleinen Onkel🦓 auch immer dort parkt.
Ich schlendere ein bisschen über den Campingplatz und denke mir beim Anblick dieser undefinierbaren Kreuzung aus einem Motorrad und einem Motorroller: "Jetzt wird's aber höchste Zeit, wieder mal bei den Jungs vom Premium-Fahrradhersteller anzurufen. Wenn der Besitzer hier schon sowas absperrt, dann sollte ich mich dringend um meinen Diebstahlschutz kümmern.
Schnell habe ich den freundlichen hessisch babbelnden Service-Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung, mit dem ich schon in Hetta wegen meiner Sattelstützenklemme gesprochen hatte. Zuerst einmal erkundigt er sich wie es mir geht und ob ich gut vorankomme auf meiner Tour und wie toll das wäre, was ich da mache. Sowas wolle er auch gerne einmal machen, aber auf gar keinen Fall alleine. Nachdem wir das geklärt haben, steigen wir in die Themen ein. Also, Sattelstützenklemme bekomme ich nach Hause geschickt👍; kann mir meine Frau beim nächsten Wiedersehen mitbringen, obwohl die jetzige Lösung hervorragend funktioniert.
Beim Thema Chip und Positionsverfolgung wird's schon schwieriger. Der Chip funktioniert auf Basis von GPS und Narrow Band. Das letztere ist eine weitflächige Abdeckung für Positionsbestimmungen über das Mobilfunknetzt. Im Übrigen wäre der Chip die Entwicklung eines Start-Ups, mit dem man zusammenarbeite, aber die Netzabdeckung wohl noch nicht zu 100% gegeben sei🤔. Ich überlege kurz und denke mir: "Ich finde Start-Ups super, aber Gott sei Dank arbeitet ihr bei euren Rädern nicht im Bereich der Bremsen mit so einem Start-Up zusammen💥!" Auf alle Fälle - hört, hört - bekäme ich bis morgen Bescheid, weil die Diagnose und Reaktivierung des Chips in den Händen des Start-Up liegen. Fünf Minuten nach dem Telefonat bekomme ich nochmal eine eMail mit der Zusammenfassung des Vorgehens UND als Beruhigungspille die Aussage: "Im Diebstahlsfall wäre es so, dass wir bei nicht möglicher Ortung ein neues Bike anbieten können:" Hoffentlich ist deren Versicherung nicht bei dem Unternehmen rückversichert, von dem ich noch mein Geld bekomme!
Hier ist übrigens mal mein Mobile Office zu sehen. Dieser Quotenschlager von Reiseblog schreibt sich nämlich nicht von alleine.
Abschließend hätte ich für heute noch zwei Wünsche:
1. Das Glücksarmband hat immer noch keinen Namen. Also, seid mal alle kreativ! Fahrradtour, quer durch Europa, Abenteuer und, und und .... Da muss es doch geradezu Vorschläge hageln; gerne auch über einen privaten Post. Einsendeschluss ist der 30. Juni 2022. Der Rechts- und Linksweg sind ausgeschlossen und zu gewinnen gibt's vielleicht was; mal schauen, wie schön der Name ist!
2. Ich freue mich schon sehr, wenn ich hoffentlich bald meine Frau wieder sehen kann. Das ist ein sehnlicher Wunsch, und es wird auch noch ein bisschen dauern, aber in Erfüllung geht er!
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Andi (Donnerstag, 23 Juni 2022 11:34)
Hallo Wolfi, bei deinem ersten Wunsch kann ich dir behilflich sein: Tour-Ring