Tageskilometer: 75,27 Km (Fähre 5,24 Km nicht enthalten)
Tageshöhenmeter: 416 Hm
Gesamtkilometer: 2.640,50 Km
Gesamthöhenmeter: 18.880 Hm
Gesamtkilometer Schiff: 52,85 Km
Vor dem Abendessen unterhalte ich mich noch ausgiebig mit Peters Frau, einem jungen Mann aus Frankreich, der mit dem Fahrrad aus Lyon kam und jetzt zwei Monate bleibt, und einem einheimischen Naturpark-Ranger. Peter hat ihnen wohl von mir erzählt und so wollen alle einen Flyer. Als ich ihnen meine bisherige Route erklärte, meinten sie, dass ich praktisch Großstädte gemieden habe, was sehr gut sei. In den Großstädten wie Malmö oder Göteborg sei die Kriminalität teilweise sehr hoch und gefährlich.
Das gestrige Abendessen war ein Gedicht. Die Atmosphäre im Vintage-Esszimmer mit all den schönen alten Möbeln und Fahrrädern und einer Couchecke mit offenem Kamin, in dem Peter Feuer gemacht hatte, waren ein würdiger Rahmen für einen Griechischen Bauernsalat und eine geschmorte Lammhaxe mit neuen Kartoffeln und Rahmgemüse🥰. Dazu gab es ein leckeres Amber Ale🍺.
Zum Frühstück gibt es unter anderem frische Waldblaubeeren und cremigen Joghurt. Warum ich das erwähne? Das sind richtige Blaubeeren mit allen gesunden Inhaltsstoffen und von denen die Zunge noch so richtig blau wird. So habe ich sie früher mit meinen Großeltern im Wald gepflückt - eine Heidenarbeit, aber lecker. Heutzutage bekommt man ja nur noch die Blaubeeren mit weißem Fruchtfleisch zu kaufen, die nach nix schmecken. Nach dem Frühstück verabschiede ich mich noch und bei sonnigem aber kühlen Wetter mache ich mich auf meinen Weg.
Es dauert nicht allzu lange und schon bin ich wieder auf meinen geliebten einsamen Straßen unterwegs. Durch die Ortschaften führt mich mein Weg jetzt allerdings in der Regel über Fahrradwege, die teilweise ziemlich im Zick-Zack↗️↘️ verlaufen. Aber dafür habe ich ja einen Lenker🤪.
Generell merke ich, dass die Vegetation hier im Süden schon ein gutes Stück weiter ist als im Norden. Die Getreidefelder sind teilweise schon gelb - ein herrlicher Anblick.
Ich radle so dahin und ungefähr 20 Kilometer vor Helsingborg wird der Wind immer lebhafter und kühler - Seewind eben. Ich überlege mir schon, mein langärmliges Trikot drüberzuziehen, lasse es aber dann doch.
Das Navi fährt mich zielsicher durch die Straßen von Helsingborg zum Fähranleger. Die Fahrt durch die Stadt ist für mich ungewohnt und nervig, da der Verkehr sehr stark ist. Ich bin extra aufmerksam und schau ganz genau, bevor ich über eine Kreuzung fahre.
Unten am Fähranleger werde ich anscheinend schon erwartet. Man hat extra für mich die Spur 2 markiert🤣👍. Ich bin auch der einzige Fahrradfahrer. Wer zuerst kommt, darf auch zuerst auf's Schiff. Alle müssen warten, bis ich ganze vorne auf der Fähre geparkt habe. Das finde ich total in Ordnung👅.
Nachdem die Fähre mit Autos und LKWs vollgeladen ist, fährt sie auch schon ab. So geht das hier im 20 Minuten-Takt - die eine fährt, die andere kommt.
Um einen besseren Blick zu haben, gehe ich rauf auf das Außendeck. Ich blicke nochmal auf den Fähranleger von Helsingborg zurück und sehe vor mir schon das in Dänemark liegende Helsingør. Der Wind bläst dermaßen heftig und kalt, dass ich mich bald nach innen verziehe. Obwohl die Überfahrt nur 20 Minuten dauert, ist das große Bordrestaurant voll, und die Leute haben meistens komplette Hauptgerichte auf ihren Tellern. Gemütlich essen sieht für mich anders aus🤔.
In Helsingør öffnet die Fähre ihre riesige Klappe wie ein Wal sein Maul. Dann darf ich wieder als erster die Fähre auf einem extra dafür vorgesehenen Fahrradweg verlassen. Die Dänen wissen halt auch was sich gegenüber einem so Weitgereisten wie mir gehört👏. Kurze Zeit später folgt die Meute der Autos und LKWs🚗🚚🚙🚛.
Ich werfe nochmal einen Blick auf den schmucklosen Fähranleger von Helsingør zurück und blicke nochmal auf die schwedische Seite nach Helsingborg rüber. Helsingør gehört übrigens zum sogenannten Hauptstadtkreis. Es ist ja auch nur 45 Kilometer von Kopenhagen entfernt.
So komme ich nach insgesamt etwas mehr als 80 Kilometern, wenn man Fahrrad- und Fährstrecke zusammenzählt in meiner Unterkunft, dem Motel Sleep2Night, an.
Die freundliche und hilfsbereite Dame checkt mich ein und schon kann ich mein Zimmer beziehen. Mein Gespann darf ich gerne in einem Geräteschuppen neben dem Haus abstellen.
Das Motel liegt ungefähr drei Kilometer vom Stadtzentrum weg. Wenn ich ein Restaurant brauche, meint die Dame, sollte ich da hinfahren. Hier gibt's nämlich garnix. Dann radle ich halt später nochmal🚴♂️🍗.
Morgen muss ich ziemlich früh los, denn ich habe einen Termin🤭.
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Thomas (Sonntag, 10 Juli 2022 18:27)
Hi Wolfi, ich verfolge Deine Tour schon die ganze Zeit und war teilweise schon ganz schön neidisch auf das was Du alles gesehen und erlebt hast. Obwohl ich selber nach spätestens drei Wochen die Nase voll gehabt hätte vom täglichen Radeln... Weiterhin viel Spaß, gutes Wetter und ein gut orientiertes Navi!
Wolfi (Sonntag, 10 Juli 2022 20:38)
Servus Thomas,
freut mich sehr, dass du meinen Blog verfolgst!
Manchmal radle ich einfach nur so dahin, aber die Neugier auf neue Erlebnisse und Überraschungen machen es mir dann doch immer wieder leicht, weiter zu fahren. Es ist schon aufregend uns spannend und der gute Zweck für die Stiftung Chirurgie TU München steckt ja auch dahinter, was mir sehr wichtig ist.
Liebe Grüße