Tag 45 (15.07.2022): Von Rostock nach Lübz

Tageskilometer: 91,72 Km

Tageshöhenmeter: 615 Hm

Gesamtkilometer: 2.964,76 Km

Gesamthöhenmeter: 20.663 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 101,25 Km

 

Gestern bin ich relativ spät in meiner Unterkunft, dem Motel One in Rostock, angekommen. Danach habe ich versucht, den Tag in meinem Blog zusammenzufassen, und danach wollte ich nur noch mit meiner Frau telefonieren und das Knie schonen. Das Motel One im Zentrum von Rostock ist ein sehr modern gestyltes Hotel mit schönen Zimmern, bequemen Betten, einem sehr guten Frühstücksbuffet und, last but not least, einem jungen sehr freundlichen und hilfsbereitem Personal. Auf meine Frage, wo das Gespann am sichersten steht, meint die junge Dame an der Rezeption "In der Garage." Sie öffnet mir das Garagentor und das Gespann übernachtet unter all den Autos, die da sonst noch stehen. Später frage ich noch nach Eis für mein Knie und auch das bekomme ich mit einem freundlichen Lächeln an der Bar überreicht. Das Motel One in Rostock ist eine klare Empfehlung👍!

 

In Rostock bin ich übrigens in unserem nordöstlichsten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern angekommen.

 

Nach dem Frühstück fahre ich los und bin erst mal vorsichtig im früh morgendlichen Berufsverkehr. Aber nach 20 Minuten habe ich die südliche Stadtgrenze erreicht. Übrigens muss ich ein großes Lob an die Verantwortlichen in Rostock aussprechen👏. Es gibt überall Fahrradwege. Der Wind bläst ordentlich und es ist auch ziemlich frisch. Ich bin froh, mein langärmliges Fahrradtrikot über dem kurzärmligen anzuhaben.


Das Knie schmerzt mehr wie gestern, es tut eigentlich richtig weh😖. Filip, der Honorarkonsul in Præstø, meinte, der dritte Tag ist bei einer Verletzung von den Schmerzen her immer der schlimmste. Das kenn ich auch so, und leider haben wir beide recht. Die Schmerzen im Knie behindern mich den ganzen Tag und ich bin langsamer unterwegs als ich gerne fahren würde. Ich habe die große Hoffnung, dass es morgen wieder besser ist🙏. Das hoffe ich ganz schwer, nicht dass es etwas Schlimmeres ist.

 

Das Auffälligste am ersten Stück des Weges sind die enorm großen Felder und die ebenso großen Windparks mit ihren Windrädern. Das sind nicht nur immer wieder ein paar, sondern es sind unzählig viele. In der Nähe eines Windparks mache ich eine Trinkpause und höre das Geräusch, dass diese Windräder machen. Es ist ein monotones Geräusch, vergleichbar mit dem Wasserstrahl eines Hochdruckreinigers.

 

Der Landkreis Rostock ist einer der größten Deutschlands und so dauert es fast zwei Stunden bis ich in den Landkreis Ludwigslust-Parchim wechsle. In der Kreisstadt Güstrow fahre ich durch ein Villenviertel, das von einigem an Wohlstand zeugt. 


Die ganz Strecke bläst der Wind genauso stark wie die Tage zuvor in Dänemark. Er kommt die meiste Zeit aus westlicher bis nordwestlicher Richtung, was mir das Fahren einigermaßen angenehm macht.

 

Die Landschaften sind schön, teilweise hügelig, Getreidefelder, malerische Feldwege und blühende Brachflächen. Das Beste an der ganzen Fahrt sind die hervorragenden Fahrradstrecken. Entweder gibt es einen Fahrradweg oder breite teilweise nur für Fahrradfahrer zugängliche Fahrradstraßen. Ab und zu sind kleinere Abschnitte dabei, auf denen auch Autos fahren dürfen, aber das sind nur wenige.

Doch es geht auch ganz anders als nur auf fahrradfreundlichen Wegen zu fahren. Was ich meine ist das aus DDR-Zeiten übrig gebliebene Kopfsteinpflaster; und davon gibt es noch reichlich.

 

Mit dem Fahrrad, auch mit dem teuersten MTB-Fully, ist dieses Kopfsteinpflaster praktisch unbefahrbar. Das Gespann und ich werden mindestens genauso schlimm durchgerüttelt wie auf den Wegen in Schweden auf denen zuvor ein Harvester unterwegs war. Mehr wie Schrittgeschwindigkeit ist nicht drin. Teilweise hat man Erbarmen mit den Fahrradfahrern und am Rand einen kleinen Streifen mit neuen Pflastersteinen angelegt.

 

Ich frage mich verwundert, wie die ganzen Trabis und auch die Bandscheiben ihrer Insassen das ausgehalten haben. Wer schon mal einen Trabi gefahren hat, so wie ich, der weiß was ich meine. Sollten die Premium-Automobilhersteller die Fahrwerke ihrer Luxus-Autos noch komfortabler machen wollen, empfehle ich ihnen hier zu testen und abzustimmen.

Um 12:30 Uhr komme ich in meiner heutigen Unterkunft, dem Hotel-Restaurant "Am Worns-Berg" an. Das Hotel liegt in Brooks, einem Ortsteil von Lübz. Und weil dort die Mecklenburgische Brauerei Lübz steht, werde ich zum Abendessen mal ein Bier von dieser Brauerei probieren🍻.

Leider kam ich bisher noch nicht dazu, meinen Rückblick zu Dänemark zu schreiben, aber jetzt ist es so weit. Auch wenn ich nicht lange dort war, möchte ich die Eindrücke, die ich gesammelt habe, wiedergeben.

 

Zunächst einmal ist Dänemark das kleine Land in Nordeuropa, so wie wir es alle kennen. Das Dänische Königreich erstreckt sich aber auch noch über den autonomen Teilstaat Färöer-Inseln (dänisch Færøerne) und über den autonomen Teilstaat Grönland (dänisch Grønland), das immerhin die größte Insel der Welt ist. Die wollte ja mal ein übergeschnappter US-Präsident kaufen, weil (leider) das Gletschereis abschmilzt und somit Bodenschätze frei werden. Tja, den Deal konnte der übergeschnappte US-Präsident nicht machen - dem Himmel sei Dank!

 

Also, Dänemark ist vergleichsweise klein, aber das Dänische Königreich sehr groß im Vergleich zu anderen Ländern.

 

Das Dänemark, das ich erleben durfte, ist sehr hoch entwickelt. Es ist wirtschaftlich stark und hat innerhalb der EU einen der höchsten Lebensstandards. Das Preisniveau in Skandinavien ist eh schon hoch, aber in Dänemark war es bisher am teuersten.

 

Die Küstenregionen sind zum einen touristisch, was besonders in Helsingør auffällt, und zum anderen verträumt und idyllisch. Die weiten Landschaften sind durch große landwirtschaftliche Anbauflächen geprägt. Durch die Orte führt in der Regel eine ellenlange Hauptstraße. Fahrradfahren macht in Dänemark Spaß, da die Fahrradwege in der Regel strikt vom übrigen Verkehr getrennt sind.

 

Die Dänen sind elegant gekleidet, temperamentvoller wie etwa die Schweden und haben da wo ich war, sehr gute Restaurants; naja, von einem durchgeknallten Italiener in Helsingør, der eh bald zusperren kann, mal abgesehen.

 

Die Menschen, die ich traf, waren alle freundlich, hilfsbereit und humorvoll. Insgesamt habe ich mich in Dänemark sehr wohl gefühlt.

 

Das absolute Highlight waren natürlich Filip und Anette und ihr wunderbarer Hof am Meer.

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Kommentare: 4
  • #1

    Claudia (Samstag, 16 Juli 2022 10:28)

    Lieber Wolfgang, nachdem ich länger nicht mehr deinen Blog gelesen haben, hatte ich heute einiges nachzuholen und ich staune, was dir auf den Etappen so alles passiert ist! Besonders freut mich natürlich, dass dein Radl wieder "gechippt" ist und jetzt auch wieder wie geschmiert läuft. Ich finds so herzerwärmend, wenn du nette, hilfsbereite, und einfach "besondere" Menschen auf deiner Tour triffst - da scheint dich dein Weg immer in die richtige Richtung zu führen. Ich hoffe, deine Verletzungen sind bald auskuriert und behindern dich nicht auf dem weiteren Verlauf deiner Reise.
    Ich denk jetzt immer an dich, wenn ich ins Büro radle - wobei meine "Tagesetappe" hin & zurück gerade mal 25 km sind, aber da schick ich dir immer meine Gedanken für eine gute Weiterreise auf deiner Tour und freu mich auf deine nächsten Einträge! Liebe Grüße - Claudia

  • #2

    Josef (Samstag, 16 Juli 2022 10:34)

    Bei den Römern habe ich mich auch immer gefragt, wie man auf deren Straßen "fahren" kann.
    Aber diesmal waren sie es nicht...

    Wolfi, gute Besserung für Dein Knie!! Hat nicht gut ausgesehen :-)

  • #3

    Wolfi (Samstag, 16 Juli 2022 20:47)

    Liebe Claudia,
    herzlichen Dank für deine Glückwünsche. Ich habe mit meinem Knie - glaube ich - das Schlimmste überstanden. Ja, die "besonderen" Menschen sind es, die mir immer wieder viel Kraft und Freude geben. Ich denke oft zurück an alle "Besonderen", die ich bisher treffen durfte.
    Dass du an mich denkst, finde ich auch ganz "besonders". Herzlichen Dank dafür.
    Genieße jheden Tag und laß es dir gut gehen.
    LIebe Grüße

  • #4

    Wolfi (Samstag, 16 Juli 2022 20:49)

    Servus Josef,
    schön, von dir zu hören. Ich gehe davon aus, dass du Niederbayern in der Zwischenzeit abgefahren und kartographiert hast für meine nächste Tour.
    Was die Straßern hier angeht, kann ich frei nach Asterix und Obelix nur sagen: "Die spinnen, die Ossis!"