Tag 62 (01.08.2022): Von Neu-Ulm nach Balingen

Tageskilometer: 120,83 Km

Tageshöhenmeter: 1.117 Hm

Gesamtkilometer: 3.941,62 Km

Gesamthöhenmeter: 26.898 Hm

Gesamtkilometer Schiff: 101,25 Km

 

Ich frühstücke noch mit Rolf und Heike. Finja wollte unbedingt aufgeweckt werden, um dabei zu sein, wenn ich losfahre. Sie sitzt in eine Decke eingewickelt und verschlafen auf der Bank vor dem Haus. Wir verabschieden uns alle herzlich voneinander. Ich habe mich wirklich wie zu Hause gefühlt bei den Dreien, und freue mich schon, wenn wir uns nach meiner Tour wieder sehen. Die Umplanung der Route durch Rolf und Heike gestern Abend war sehr hilfreich! Dadurch war meine Etappe zwar um zwei Kilometer länger, aber ich bin fast ausnahmslos auf Fahrradwegen und Nebenstraßen unterwegs bis ich Ulm verlassen habe. Das war extrem stressfrei und einen schönen Blick auf das Ulmer Münster hatte ich auch noch. Danach geht's eh den ganzen Tag mehr oder weniger über Fahrrad- und Feldwege.

 

Was ich aber nicht ahnte, obwohl ich schon vorgewarnt war, ist die Tatsache, dass ich heute durch gefährliches, zumindest sonderbares Gebiet radeln sollte😱.


Über den Geiz der Schwaben möchte ich gar nicht so viel erzählen. Man erzählt sich ja beispielsweise, dass der Schwabe lieber mit durchgelaufenen Sohlen weiterläuft, bis er eine ordentliche Hornhaut an den Fußsohlen hat, als sich neue Schuhe zu kaufen. Das wäre eh nachhaltiger🤭.

 

Auch wurde ich schon vorgewarnt, dass die Schwaben nicht unbedingt die freundlichsten Zeitgenossen seien. So fahre ich durch Blaubeuren und weiter die Schwäbische Alb hinauf. Die Einheimischen schauen mich teilweise an, als käme ich mit meinem Gespann aus einer anderen Galaxie🛸. Manche haben einen Blick drauf, der mir sagt "Wenn du stehen bleibst, beiß ich dir den Kropf raus!👹". Also bleibe ich die ersten drei Stunden mal nicht stehen, bis ich mich auf einem Feldweg sicher fühle🤣.

 

Nun, die Landschaften sind ja durchaus schön und ich fahre so dahin auf abgelegenen Wegen. Der Wind kommt leicht von vorne und dessen Rauschen habe ich die ganze Zeit in den Ohren.

 

Ich fahre auf einer schmalen Straße an Feldern vorbei. Auf einmal glaube ich meinen Augen nicht zu trauen, denn ein Typ, dessen Gesicht mir sagt, dass er der Bruder von Herman Munster👺 sein muss, fährt neben mir mit seinem VW Lupo🚙 volle Kanne über ein abgeerntetes Stoppelfeld. Nach 200 Metern, als das Feld zu Ende ist, biegt er vor mir auf die Straße, um mich auszubremsen. Er kurbelt das Fenster runter, streckt während der Fahrt seinen Kopf nach hinten und schreit irgendwas von "ärgerlich und mitten auf der Straße". Die anderen Urlaute verstehe ich nicht🤡. In ähnlicher Lautstärke entgegne ich ihm, dass ich sein Auto auf Grund des Windgeräuschs nicht gehört habe und er ja mal kurz hätte hupen können, um sich bemerkbar zu machen. Das reicht diesem Uhreinwohner als Begründung, und nachdem er den nächsthöheren Gang gefunden hat, fährt er davon. Da fährt einer tatsächlich mit einem Kleinwagen über ein abgeerntetes Stoppelfeld, um sich Rad- und Achsbruch zu holen, bevor er sich mal kurz bemerkbar macht. Ich war ja vorgewarnt☝️💤.

 

Ich rate dringend zur Einhaltung folgender Regeln bei der Überquerung der Schwäbischen Alb🆘️:

 

Regel No. 1: Unbedingt volltanken vor der Abfahrt⛽️!

Regel No. 2: Das Fahrzeug ist unbedingt zu verriegeln🚘!

Regel No. 3: Bei der Versicherung ist nachzufragen, ob Fahrten über die Schwäbische Alb mitversichert sind🎟.

Regel No. 4: Keine Diskussionen mit Einheimischen anfangen, da diese wegen der sonderlichen Ur-Sprache zwecklos sind🙊. Sprachforscher sind immer noch dabei, den Code, den dieser vermutlich letzte indigene Stamm in Deutschland spricht, zu entschlüsseln. Also gibt es auch keine Übersetzungs-Apps wie für andere Sprachen.

Regel No 5: Um gegen unvorhergesehene Angriffe der Einheimischen gewappnet zu sein, sind im Fahrzeuginneren unbedingt Pfefferspray🤧 und Baseballschläger😵‍💫 griffbereit mitzuführen.

  

Wer sich an diese Regeln hält, hat eine Fifty/Fifty-Chance, heil über die Schwäbische Alb zu kommen. Damit ist das Risko genauso hoch wie beim Russisch Roulette mit einem halbvollen Magazin🔫.

 

Kurz vor meinem heutigen Etappenziel Balingen fahre ich noch an der mächtigen und prächtig dastehenden Burg Hohenzollern vorbei.


Gestern gibt mir Hajo, der mit in Hittisau und Bregenz war, und hier auf der Schwäbischen Alb aufgewachsen ist, den Tipp, dass es ein Waagen-Museum in Balingen gibt; sonst nichts. Nun, sparsam wie der Schwabe ist, hat das Museum nur jeden zweiten Tag geöffnet; heute ausgerechnet nicht.

 

Jeder der schon mal beim Metzger seines Vertrauens war, wird von der freundlichen Fleischereifachverkäuferin mal den Spruch gehört haben "Derf's a bisserl mehr sein?". Und dieses bisserl Mehr liest die freundliche Fleischereifachverkäuferin in der Regel von einer Waage aus dem Hause Bizerba ab. Hier ist der Hauptsitz und ein Teil der Produktion liegt direkt gegenüber meiner heutigen Unterkunft, dem Hotel Pfeffermühle.

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Kommentare: 1
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    Martina Liese (Dienstag, 02 August 2022 00:42)