Tageskilometer: 228,50 Km
Gesamtkilometer: 2.930,80 Km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 87 Km/Std.
Tageskilometer Schiff: 0,00 Km
Gesamtkilometer Schiff: 468,00 Km
Reisezeit: 2:51 Stunden
Gesamtreisezeit: 58:23 Stunden
Das Best Western Hotel Apollo ist ein einfaches, aber sehr gepflegtes Haus, das nur wenige Minuten vom Stadtzentrum entfernt ist. Es gibt genügend kostenfreie Parkplätze. Das Personal ist überaus freundlich, und die Dame am Empfang macht für mich einen Upgrade des Zimmers, wie man heutzutage so auf Neudeutsch sagt. Damit habe ich eine eigene Sauna im Badezimmer. Sauna, das habe ich schon seit Helsinki bemerkt, ist den Finnen ganz wichtig. Sie gehört überall zum Standard. Das Frühstücksbuffet läßt für mich keine Wünsche offen, aber ich mache einen großen Bogen um die Pastete Riisipiirakka, ein Gebäck aus Roggenteig, der mit salzigem Grießbrei gefüllt ist. Mit diesen grässlichen Dingern hatte ich ja voriges Jahr an Tag 9 in Hetta schon meine Erfahrungen gemacht.
Nach dem Frühstück breche ich bei 9o C auf. Mehr wie 11o C werden es bis zu meiner Ankunft nicht. Es geht auf der E8 in Richtung Norden. Irgendwann wird diese zur E75. Ich fahre die ganze Etappe am Fluss Kemijoki entlang, der von der Breite her eigentlich wie ein See aussieht. Wer sich in den GPX-Dateien von gestern oder heute oder auf einer Karte das Straßennetz mal genauer anschaut, wird sehen, Alternativen gibt es hier oben im ganz hohen Norden nicht. Das Land ist sehr dünn besiedelt und somit gibt es auch fast keinen Straßenverkehr.
Oft wird eine Enge über einen Fluss oder riesigen See gewählt, um eine Brücke darüber zu spannen. Neben der Straße laufen teilweise wunderbare von der Autostraße getrennte Fahrradwege, für die eigens derselbe Aufwand betrieben wird. Ich fahre heute wieder an Wäldern, Wäldern und nochmals Wäldern vorbei. Dann kommt wieder eine Seenlandschaft mit enormen Ausdehnungen. So vergeht die Zeit schnell und ich nähere mich bald meinem heutigen Ziel.
Mein heutiges Ziel ist Rovaniemi. Jedoch fahre ich an Rovaniemi, der Hauptstadt der Region Lappland nur vorbei. Ich hätte nicht gedacht, dass Rovaniemi so groß und geschäftig ist, aber es ist die einzige größere Stadt weit und breit, in der die Menschen Einkaufsmöglichkeiten haben. Deutsche Partnerstädte hat Rovaniemi auch, nämlich Neustrelitz und Kassel. Ich will in der 8 Kilometer nördlich liegenden Vorort Napapiiri. Und dort will ich ganz genau ins Santa Claus Holiday Village.
Ich weiß ja nicht wie es euch Daheimgebliebenen geht. Mir wurde von klein auf weißgemacht, dass es ein Christkind gibt. Als ich stark genug war, es zu verkraften, hat man mir den Nikolaus und seinen Begleiter Krampus vorgestellt. Nunja, die Einschüchterungsversuche der beiden hielten bei mir Gott sei Dank nicht lange an. Also die drei, Christkind, Nikolaus und Krampus waren bei mir gesetzt, auch wenn ich schon lange wusste, dass die von den Erwachsenen erfunden sein mussten, als sie ordentlich einen im Tee hatten. Mit dem Fernsehen, und speziell mit den amerikanischen Spielfilmen, trat auf einmal der Weihnachtsmann in mein Leben. Weil der von den Amerikanern kam, dachte ich mir von Haus aus, dass es den nicht gibt und er in dieselbe Kategorie wie Micky Maus, Bugs Bunny und Kollegen gehört. Ganz anderes sehe ich das ja beim Grinch. Ich habe ihn zwar noch nie getroffen, hoffe aber schwer, dass es den wirklich gibt; wenn der nicht cool ist!
Wie dem auch sei, erst letztes Weihnachten habe ich mit unserem 5-jährigen Patenkind Paula diskutiert, ob es das Christkind oder den Weihnachtsmann gibt. Mit dem Durchsetzungsvermögen und der Überzeugungskraft einer 5-jährigen beharrte sie auf den Weihnachtsmann. Ich habe irgendwann mit meinem Christkind aufgegeben. Naja, der Klügere gibt nach.
Direkt gegenüber meines heutigen Ziels tanke ich das Motorrad noch voll. Auf dem Dach wird geworben, dass genau hier der Polarkreis wäre. Man wirbt halt gerne mit Attraktionen, auch wenn das nicht stimmt. Der eigentliche Polarkreis ist 700 Meter weiter nördlich. Da fahre ich erst morgen d'rüber.
Jetzt bin ich also hier in der Zentrale von Santa Claus, also dem Nikolaus. Viele sehen hier aber auch die Zentrale vom Weihnachtsmann. Ich lasse mich also auf den Kompromiss ein, dass der Weihnachtsmann Santa Claus oder auf Deutsch Sankt Nikolaus heißt. Am Christkind gibt's natürlich nix zu rütteln.
Ich parke das Motorrad auf dem Parkplatz und gehe an die Rezeption. Schon am Eingang weihnachtet es sehr, und das im Mai. Ich werde freundlich empfangen in der großzügigen Lobby und bekomme Cottage No. 9 vom Mitarbeiter des Nikolaus zugewiesen.
Mit dem Motorrad fahre ich direkt zu Cottage No. 2. Ich kann direkt dahinter parken. Die Keycard wäre ja schon das Mitnehmen wert, so stilvoll wie die aussieht. Aber ich muss sie ja morgen beim Auschecken wieder abgeben.
Die Einrichtung ist gemütlich. Es ist alles da, was man so braucht, sogar eine kleine Küche. Über dem Bett hängen ein paar Rentiergeweihe, weil's einfach gut dazupasst. Das Bad ist großzügig und hat sogar eine eigene Sauna. Da kann man es aushalten.
Dann habe ich erstmal Hunger und gehe ins Restaurant der "Drei Elfen". Für 16,90 Euro kann ich mich am Buffet bedienen. Es gibt nichts Spektakuläres; gemischte Vorspeisen, Schnitzel, Kartoffelbrei mit Soße und Mischgemüse. Beim Nachtisch bin ich dann doch begeistert. Es gibt Apfelstrudel mit Vanillesoße - original wie daheim. Da hat der Nikolaus wohl mal das Rezept mit nach Lappland gebracht.
Nach dem Essen mache ich mich auf in das Haus, in dem man den Nikolaus treffen kann. Am Eingang werde ich wie vor der Rezeption von Weihnachts-Gedöns empfangen. Dann gehe ich in einen großen Raum und erkenne sofort: "Der Santa Claus ist ein ganz schön erfolgreicher Merchandiser, auf gut Deutsch ein sauguter Geschäftsmann. Es gibt alles, was es bei Käthe Wohlfahrt nicht gibt, nämlich Jacken, T-Shirts, Socken, Schlüsselanhänger, Stofftiere und, und, und .... Und weil das noch nicht reicht, füllt der Nikolaus, die Rentiere, die er nicht mehr braucht, in Dosen ab. Aus den Fellen macht er kuschelige Decken und wie schon gesagt, die Geweihe hängt er in die Cottages. Dann ist das gute Tier from Nose to Tail verarbeitet.
Aber was ist denn nun mit "Meet Santa Claus?".
Ich wechsle in den nächsten Raum. Da treib der Nikolaus seinen Verkaufs-Wahnsinn mit Decken, Schlüsselanhängern, Pantoffeln und weiß der Geier nicht alles weiter.
Aber hier hat er doch tatsächlich sein Büro. Er bittet mich zu sich und fragt mich, wo ich herkomme. Ich antworte ihm "From Germany". Da redet der Nikolaus auf einmal in Deutsch mit mir. "Du bist mit dem Motorrad da! Lass mich raten! Du fährst bestimmt zum Nordkap?!". Ich antworte ihm mit einem "Ja, ....". Er meint "Setz' dich zu mir!" Ich frage ihn, woher er denn so gut Deutsch kann und er antwortet mir "Ich habe schon so viele deutsche Touristen zu Besuch gehabt, da lernst du es einfach. Aber ich wette, du kannst nicht so gut finnisch wie ich deutsch.". Dazu lacht er herzhaft. Da kann ich ihm nur zustimmen. Zum Schluss verspricht er mir noch, dass es für mich an Weihnachten auf alle Fälle Geschenke geben wird. Na, dann wäre das auch geklärt und ich muss es nur noch meiner Frau sagen.
Jetzt habe ich doch glatt den Weihnachtsmann, äh nein Santa Claus, äh nein den Nikolaus getroffen. Ich weiß nur nicht, wie ich das Paula bei unserem nächsten Treffen erklären soll. Das mit dem Christkind glaubt sie mir ja eh nicht.
Im Winter ist es bestimmt noch viel reizvoller. Da gibt es Rentier-Schlittenfahrten, eine Kinder Erlebniswelt und noch vieles mehr. Und der Schnee, der dann liegt, die trockene Kälte und die vielen Lichter sind bestimmt auch sehr stimmungsvoll.
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Martina W. (Mittwoch, 31 Mai 2023 06:58)
Hallo Wolfi,
danke, dass Du uns wieder teilnehmen lässt an einer spannenden Reise!
Jaja, Weihnachtsgeschäfte gibt es ja rund um den Globus, wir haben in Indien mal in einem drin, fühlt sich irgendwie komisch an. Aber nach Lappland passt es irgendwie und was für eine gute Geschäftsidee, ein ganzes Village mit Unterkünften zu bauen �
Ich bin gespannt auf Du nächsten Tage!
Sonnige Grüße, Martina
Wolfi (Mittwoch, 31 Mai 2023 14:41)
Servus Martina,
in Lappland soll ja der Nikolaus auch daheim sein, aber wer weiß!
Die nächsten Tage werden herausfordernd und spannend zugleich, aber das kannst du ja alles in meinem Reiseblog weiter verfolgen.
Dir und Maya wünsche ich erstmal eine schöne Zeit und freue mich schon, wenn du dich wieder meldest.
Liebe Grüße